Sonntagsbrötchen: Von großen Brüdern und kleinen Schwestern
Große Brüder zu haben, hat Vorteile. Zumindest hat unsere Charlie schon früh erkannt, dass sich der brüderliche Beschützerinstinkt hervorragend zu ihrem Vorteil einsetzen lässt. Die ein oder andere Schaufel hat sie unter Androhung ihrer großen Brüder erfolgreich auf dem Spielplatz verteidigt. So gut der Geschwisterbund draußen auch funktioniert, bei uns zuhause zeigt sich die Kehrseite. Während Charlie die Großen in ihren ersten Lebensjahren noch gut um den Finger wickelte, muss sie sich ihre Position inzwischen ganz schön hart erkämpfen. Und die Jungs wissen ganz genau, wie sie sie provozieren können. Kleine Fieslinge. Eine harte Schule für unsere Lütte. Aber der letzte Sonntag hat mal wieder bewiesen, dass wir uns um sie keine Sorgen zu machen brauchen. Normalerweise werden wir sonntags irgendwann durch Geschrei geweckt. Entweder eins der Kinder hat sich beim Toben auf die Nase gelegt oder wir sind als Streitschlichter gefragt. Diesmal ist Gekeife aus dem Wohnzimmer zu hören. Vor dem gedeckten Tisch stehen die Jungs im Pyjama und eine fertig angezogene Charlie. „Mama, wir haben den Tisch für euch gedeckt und wir wollten alles fertig machen“, petzt der große Bruder. „Und jetzt will Charlie zum Bäcker gehen, aber die ist doch noch viiiiiiiel zu klein!“, entrüstet sich der Mittelgroße. Offenbar hat sich Charlie schon einiges anhören dürfen. Mit hängenden Schultern und bebender Unterlippe quetscht sie ein „Aberichkanndasschonalleineihrseidsogemein!“ hervor. Oha. Na, guten Morgen!
Mein Versuch abzulenken und erstmal den Frühstückstisch zu loben, geht daneben. Mein Vorschlag, einen der Jungs als Begleitung mitzunehmen, macht es nur noch schlimmer. Charlie will alleine los. Sie schluchzt. Ich atme durch. Ja, sie kommt bald in die Schule und wir haben die letzten Monate die Verkehrsregeln rauf und runter geübt. Und den Weg zum Bäcker ist sie mit uns und ihren Brüdern hundertfach gelaufen. Aber jetzt? Heute? Ganz alleine?
Tom kommt dazu. Ich bin froh, das nicht alleine klären zu müssen. „Hey, guten Morgen! Was ist denn hier los?“. „Papa, ich will zum Bäcker!“, „Nein, ich!“, „Nein, iiiiich will gehen!“, bestürmen ihn die Jungs. Charlies Schluchzen kippt in Richtung Sirene. „Ok, Du willst heute wirklich ganz alleine die Brötchen holen?“ Ein weinerliches „Jaaa“. „Bist Du sicher, dass Du den Weg findest?“ Und zack, als wäre nichts gewesen, beschreibt sie gut gelaunt den Weg zum Bäcker, gelobt an der Ampel stehen zu bleiben und endet mit „…und ich kauf mir auch nichts Süßes, versprochen!“ Wenn das mal meine Sorge wäre. Ich sehe, wie Tom die Stirn runzelt, auch meine Begeisterung hält sich wirklich in Grenzen. Aber da müssen wir jetzt wohl durch. Haben wir bei den Jungs ja auch hinter uns gebracht. Und obwohl es das dritte Mal ist, schießen uns gemeingefährliche Sonntagsfahrer durch den Kopf, wir gehen im Geiste alle heiklen Stellen auf der Strecke durch (ok, eine einzige Ampel) und auch der Gedanke, jemand könnte unserer Kleinen etwas Böses wollen, blitz kurz auf. Charlie hingegen ist sich sicher. Sorgen macht sie sich nur darum, ob sie sich die Familienbestellung Backwaren mit allen Sonderwünschen merken kann. „Wehe, du vergisst mein Schokobrötchen, du Baby!“ baut sich der mittelgroße Bruder bedrohlich vor ihr auf.
Also geben wir ihr für den Notfall einen Einkaufszettel mit und sie macht sich ausgerüstet mit Brustbeutel und Geld auf den Weg. Tom zögert kurz, ob er nicht hinterher schleicht. „Hast du bei den Jungs auch nicht gemacht!“, schlage ich mich auf die Seite meiner Tochter. Vertrauen ist angesagt. Und wer mit diesen großen Brüdern aufwächst, schafft es auch zum Bäcker und zurück, denke ich mir im Stillen.
Elend lange 20 Minuten später steht Charlie mit einer gigantischen Brötchentüte in den Armen vor der Tür. Ganz cool versucht sie, bloß nicht stolz zu lächeln. Angesichts unserer erleichterten Glückwünsche gelingt das nicht ganz. Ebenso wie sie sich ihren Stolz verkneift, ignorieren die großen Brüder den Triumph der kleinen Schwester und fordern ihre Bestellung ein. „Wo ist mein Schokobrötchen?“ „Ups, das habe ich wohl vergessen!“. Sehe ich da ein Grinsen? Tja, sie hat wohl schon viel von ihren großen Brüdern gelernt.
#ichkanndassschonalleine – die Kampagne der AXA Kindersicherheitsinitiative
Es ist toll, wenn Kinder ihre Eigenständigkeit entdecken. Aber im Alltag kann das einen auch ganz schön fordern, weil man entscheiden muss: Traue ich das meinem Kind zu? Was kann passieren? Ist das Risiko vertretbar?
Die meisten Eltern sind sich einig, dass es weder gut ist, sein Kind in Watte zu packen, noch das Gegenteil.
Aber wie findet man das richtige Maß? In unseren Interviews für den AXA Kindersicherheitsreport hat sich gezeigt, dass das ein großes Thema für Eltern ist. Mit unserer Kampagne wollen wir Eltern unterstützen, bewusst und selbstbewusst zu entscheiden. Wer kennt ein Kind schon besser als Mutter oder Vater? Wer seinen Nachwuchs im Alltag beobachtet, kann in der Regel gut einschätzen, was man ihm zutrauen kann ‒ mit gesundem Elternverstand sozusagen.
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