Transgender Diversity
Erfahre, wie wir Toleranz bei AXA leben mit Leonora
Liebe Leonora, wir freuen uns sehr, dass du dich dazu bereiterklärt hast, uns etwas mehr über dich und dein Outing als Frau bei AXA zu erzählen. Würdest du uns zu Beginn kurz schildern, wo du bei AXA eingesetzt bist?
Ja, gerne. Ich bin seit fast dreißig Jahren bei AXA tätig und arbeite als Business Consultant im Ressort Sachversicherung. Seit gut vier Jahren betreue ich als Business Requirement Engineer die technische Implementierung eines neuen Bestandsführungssystems für Privat- und Firmenkunden. Meine Hauptaufgabe hierbei ist es, die finanzgebundenen Schnittstellen mit den erforderlichen Daten zu beliefern und eine reibungslose Verarbeitung gegenüber unseren Kunden und Kundinnen sowie Vertriebspartnern sicherzustellen.
Im Sommer 2015 hast du dich als Erste bei AXA Deutschland als Transfrau geoutet. Kannst du mir erklären, was es für dich bedeutet, geoutet zu sein?
Es bedeutet mir sehr viel. Du kannst dir das so vorstellen, als würde ein innerer Krieg in dir toben. Einerseits möchtest du da raus, andererseits hast du Ängste, machst dir Gedanken um deinen Arbeitsplatz, deine Freunde, deine Wohnung. Einige Transmenschen müssen sich kontinuierlich verstecken, werden obdachlos und manche bringen sich sogar selbst um, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten können. In Deutschland geht es einem Transmenschen noch vergleichsweise gut. Trans* sein steht hier nicht unter Strafe und durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sind wir zumindest vor dem Gesetz geschützt. In vielen Ländern in Asien und Afrika werden LGBTIQ (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transmenschen, Intersexuelle und Queer) immer noch zum Tode verurteilt. Ich habe nur ein paar schmerzhafte Erfahrungen mit dem Outing gemacht. Insbesondere meine Kinder haben mein Outing teilweise nicht so gut verkraftet. Aber die ganzen anderen Dinge, die neuen Menschen, die ich kennenlernen durfte und die Erweiterung meines eigenen Horizonts, dies übertrifft alles!
Du hast dich erst nach 24 Jahren bei AXA geoutet. Hast du dich schon immer als Frau gefühlt?
Ich habe immer gespürt, schon als Kind, dass ich irgendwie anders war, als es „normale“ Jungs sind. Ich konnte das aber damals nicht beschreiben oder zuordnen und habe das verdrängt. Später dann habe ich erstmal geheiratet und Kinder bekommen und großgezogen, da war gar kein Platz und Raum, darüber nachzudenken und in mich reinzuhorchen. Als ich mich dann 2005 von meiner Ex-Frau getrennt habe, kam es dann wieder, dieses Gefühl, anders zu sein – und dann habe ich weitere zehn Jahre gebraucht, um endlich meinen Weg zu gehen und da stehe ich nun heute endlich vor dir, als Frau!
Kannst du mir erklären, wie der Outing-Prozess bei AXA war?
Es war und ist immer noch eine sehr spannende Zeit. Mein Outing an sich lief so ab, dass ich zunächst mit meinen Vorgesetzten und engsten Kolleginnen und Kollegen persönlich gesprochen habe. Meine Vorgesetzten haben dann Rücksprache mit dem Bereich Human Resources (HR) gehalten und wir haben gemeinsam überlegt, wie wir das Outing gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen am besten gestalten können. HR hat mich darüber hinaus bei der Suche nach einer therapeutischen Begleitung unterstützt. Es ist wichtig, eine therapeutische Begleitung zu haben, um vor allem in schwierigen Phasen aufgefangen zu werden. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man bei AXA so ein Verständnis und eine solche Unterstützung erhält. Somit konnte ich mich mit einem stärkeren Gefühl in Abteilungsrunden, ressortinternen oder auch übergreifenden Runden öffnen und outen.
Welche Reaktionen hast du bei AXA erfahren?
Absolut positive. Es gab eine Situation, die mir unangenehm war, aber die überwiegenden Reaktionen sind sehr gut. Eine der Abteilungen hat mich besonders lieb empfangen. Sie haben sich mit Schokolade bei Jürgen für die bisherige gute Zusammenarbeit bedankt und mich mit Blumen für Leonora willkommen geheißen. Das war wundervoll und hat mir sehr viel bedeutet. Ich habe aber auch erkannt, dass es sehr wichtig ist, offen auf die Menschen zuzugehen und mich zu erklären. Täglich treffe ich neue Kolleginnen und Kollegen. Und in Vorstellungsrunden bei Workshops oder Seminaren sage ich sofort ganz offen, dass ich AXAs erste geoutete Transfrau bin und dass sie mich bitte entweder mit Leonora oder Frau Friese ansprechen möchten. So kann ich schon im Vorfeld Berührungsängsten entgegenwirken. Außerdem lockert es zu Beginn sehr auf und es löst eine positive Energie aus.
Würdest du dich wieder outen?
Ja, in jedem Fall. Ich habe mich jahrelang angepasst, bin mitgeschwommen. Seit meinem Outing habe ich endlich meinen Seelenfrieden gefunden. Das möchte ich nie wieder missen.
Kannst du mir ein bisschen mehr über deine Transition erzählen?
Möchtest du selbst noch etwas ergänzen?
Ja, gerne. Ich habe noch zwei Themen, die ich anbringen möchte: Ich möchte mit meiner Geschichte alle Menschen bei AXA ermutigen, ihren Weg zu gehen. Mein Beispiel hat gezeigt, dass AXA Diversity lebt und ernst meint. Außerdem biete ich auch sehr gerne meine Unterstützung und Hilfe an. Ich bin selbst lange Zeit in eine transidente Selbsthilfegruppe gegangen, die mir persönlich sehr weitergeholfen hat. Zudem möchte ich alle Menschen bitten, nicht zu schnell über andere zu urteilen. Ich sage dies deshalb, weil ich früher auch ein Mensch war, der sehr schnell geurteilt hat. Menschen sofort nach wenigen (Blick-)Kontakten in Schubladen einzuordnen, ist nicht respektvoll und oft falsch. Das habe ich während meines eigenen Transitionsprozesses festgestellt.