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Sterbebegleitung

Sterbebegleiter und Trauerbegleitung

Ob nach langer oder kurzer Krankheit: auf den Moment des Sterbens sind nur die wenigsten Menschen und deren Angehörige vorbereitet. Speziell geschulte Sterbebegleiter helfen in der letzten Lebensphase. Und auch in Zeiten der Trauer – die bereits mit der Diagnose einer schweren Erkrankung eintreten kann – geben ausgebildete Trauerbegleiter einen sicheren Rahmen zum Wahrnehmen von Gefühlen, für Abschiedsrituale und Gespräche.

Der Tod zählt immer noch zu den größten Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Aus diesem Grund sind vor allem Angehörige häufig überfordert, wenn ein Familienmitglied lebensbedrohlich erkrankt. Was ist zu tun? Wie bereitet man sich auf das Sterben und den Tod vor? Gibt es Hilfe von außen?

Warum ist der Tod ein Tabuthema?

Man spricht nicht gern über den Tod. Der Umgang mit dem Tod ist für Sterbende und deren Angehörige gleichermaßen schwierig. Große Ängste und Unsicherheiten treffen aufeinander.

Der Tod gehört unweigerlich zum Leben dazu.  Das Wissen um den bevorstehenden Tod und somit der Prozess des Sterbens ist zweifellos die schwerste Lebensphase, die ein Mensch durchlaufen kann. Deshalb wünschen sich die meisten Menschen, irgendwann „friedlich einzuschlafen“.

In der Realität sieht das freilich anders aus. Von der Gewissheit des bevorstehenden Todes ‒ z.B. bei einer unheilbaren Krankheit ‒ bis zu dessen Eintritt können Tage, Wochen und Monate vergehen. Hier setzt die private und/oder professionelle Sterbebegleitung an, die todkranken Menschen ein würdevolles Ableben ermöglichen soll.

Die letzte Lebensphase: Krankheit, Tod, Trauer

Die Würde zählt

Mehr als 90% aller Menschen erhoffen sich, in vertrauter Umgebung zu sterben und dabei geliebte Menschen um sich zu wissen. Für rund zwei Drittel aller Menschen aber ist das Krankenhaus, für fast ein Viertel das Pflegeheim, für viele weitere ein Hospiz der letzte Aufenthaltsort in ihrem Leben.

Vor allem körperliche Leiden in der Endphase des Lebens können nur bei fachgerechter medizinischer Betreuung gemildert werden (siehe Palliativmedizin). Aus diesen Gründen sind Krankenhäuser und Pflegeheime heutzutage dazu verpflichtet, angemessene Bedingungen für ein würdevolles Sterben innerhalb ihrer Einrichtungen zu schaffen.

Den Tod als natürlichen Prozess begreifen

Sterbebegleitung erwächst aus dem sozialen Miteinander und erfordert eigentlich nicht viel außer ausgeprägter Empathie und menschlichen Gesten. Dennoch gibt es große Ängste und Unsicherheiten in der Auseinandersetzung mit dem Tod. Ursachen hierfür sind die Konfrontation mit der eigenen Vergänglichkeit und das Wissen um den bevorstehenden Verlust eines geliebten Menschen.

Problematisch ist ebenfalls, dass der Tod in der westlichen Welt ‒ im Gegensatz zu anderen Kulturkreisen und früheren Jahrhunderten ‒ weitgehend tabuisiert und aus den Gedankengängen der Menschen verbannt wird. Auch das irreale bis skurrile Sterben in den Medien entfremdet die Menschen zusehends von diesem natürlichen Vorgang.

Wie unterstützt ein Sterbebegleiter?

Einen Sterbenden auf seinem letzten Weg zu begleiten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Nicht jeder fühlt sich dieser gewachsen.

Wer kann Sterbebegleiter werden?
 

Im Gegensatz zu betreuerischen Aufgaben ist man bei einer begleitenden Tätigkeit für einen anderen Menschen da und nimmt sich seiner Krisensituation mit intensiver Zuwendung an.

Da es weder gesetzliche Rahmenbedingungen noch Verpflichtungen gibt, bestimmte Angelegenheiten zu regeln, kann theoretisch jeder zum Sterbebegleiter werden: Ein guter Freund, ein pflegender Angehöriger, ein naher Verwandter oder auch eine betreuende Person. Es gibt keine professionellen Sterbebegleiter, wohl aber Berufsgruppen, die diese Funktion im Rahmen ihrer Arbeit ausfüllen, z.B. Angestellte aus dem Gesundheitswesen oder Mitarbeiter sozialdienstlicher und seelsorgerischer Organisationen.

Optimalerweise begleitet ein interdisziplinäres „Team“ aus Angehörigen sowie medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Fachkräften den Sterbenden auf seiner letzten Reise.

Die Bedeutung der Sterbebegleitung

Aufgaben des Begleiters

Das Sterben wird stets von Ängsten, aber auch Erwartungen, begleitet. Was passiert in den letzten Tagen und wie möchte der Sterbende diese verbringen?

Die wichtigste Aufgabe eines Begleiters ist es, die Würde des sterbenden Menschen zu bewahren sowie seine Bedürfnisse und Wünsche bestmöglich zu erfüllen. Dabei bestimmt vor allem der Sterbende selbst, was er als würdevoll empfindet und was nicht, was angenehm oder unangenehm für ihn ist. Sprechen Sie offen darüber. 

Die Umgebung des Sterbenden spielt dabei eine große Rolle. Ob zu Hause, im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz ‒ der Begleiter hat Sorge dafür zu tragen, dass zunächst die äußeren Rahmenbedingungen stimmen und den Wünschen des Patienten entsprechen. Dabei kann es sich manchmal auch um sehr einfache Dinge handeln, die z.B. die Beleuchtung, Belüftung, Möblierung oder die Mahlzeiten betreffen.

Todkranke Menschen sind häufig von Wahrnehmungs­veränderungen betroffen. Viele Sinne sind in der Endphase des Lebens besonders stark ausgeprägt, z.B. das Tasten, Sehen, Riechen, Schmecken oder Hören. Als Sterbebegleiter sollte man daher versuchen, den Patienten nicht zu überreizen. So mag das Leibgericht auf einmal nicht mehr schmecken, die Lieblingsmusik störend klingen, eine innige Berührung unangenehm wirken oder helles Sonnenlicht unerwünscht sein.

Anforderungen an den Begleiter

Von großer Bedeutung ist die innere Bereitschaft, sich auf den Sterbenden und seine Wünsche einzulassen. Hierbei ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Toleranz gefragt ‒ z.B. im Hinblick auf religiöse oder spirituelle Bedürfnisse oder auf psychische und körperliche Veränderungen während des Sterbens.

Nur so kann ein Sterbender unbefangen und authentisch bis in den Tod begleitet werden. Nur so erfährt er das Verständnis und die Menschlichkeit, die ihm am Ende ein versöhnliches Gefühl vermitteln.

Engagement, Geduld und Belastbarkeit sind weitere Voraussetzungen für eine kompetente Sterbebegleitung. Da der Tod praktisch jeden Moment eintreten kann, sollte ein Begleiter in der Lage sein, durch seine Beobachtungen den Zustand des Sterbenden zu erkennen.

Angehörige Person beim Sterben begleiten

Wie Sterbende von Angehörigen begleitet werden können
 

Angehörige eines todkranken Menschen werden meist „automatisch“ und unfreiwillig zu dessen Sterbebegleitern. Die eigene Betroffenheit aufgrund der Situation lässt häufig jedoch keine klare Sicht der Dinge zu. Sie belastet den Begleitenden nicht selten genauso wie den Sterbenden selbst. Im Idealfall gibt es daher mehrere Begleiter, die den Todkranken, seine letzten Wünsche und sein Umfeld im Blick haben ‒ und die sich gegenseitig unterstützen. Um den Erwartungen an eine harmonische Sterbebegleitung gerecht zu werden, sollte sich jeder Begleiter auch selbst mit seinem eigenen Leben und dem Tod auseinandersetzen können. Schließlich wird man immer mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert. Das Begleiten eines Menschen bis zu seinem Tod kann aber auch dazu führen, sogar besser mit tiefen Gefühlen umgehen und das eigene Leben bewusster gestalten zu können.

Unterstützung für Sterbebegleiter

Problematisch ist, wenn von Seiten der Angehörigen Probleme gewälzt, Familienkonflikte angesprochen oder noch „offene Fragen“ geklärt werden wollen. Dies führt eher zu einem belastenden als zu einem erlösenden Ende. Gerade im Familienverbund mehrerer Angehöriger sollten diese zusammenhalten und Konkurrenzdenken und Streitpunkte außen vor lassen. Als privater Sterbebegleiter sollte man sich nicht scheuen, Hilfe im Umgang mit dieser belastenden Situation zu suchen. Vor allem kirchliche Organisationen und Hospizvereine bieten auch kostenlose Kurse an, die sich mit den Themen Sterben und Tod ausführlich befassen.

Sterbende, die an Demenz erkrankt sind

Bei an Demenz erkrankten Menschen stellt sich das Problem, dass diese ihre Wünsche und Bedürfnisse kaum oder gar nicht mehr äußern können. Es ist ihnen häufig ebenso wenig bewusst, dass ihr eigener Tod bevorsteht, auch wenn die ärztliche Diagnose eindeutig ist. Die Anzeichen für den nahenden Tod lassen sich jedoch von außen nicht immer deuten, solange kein medizinischer Notfall besteht oder ein rapider Abfall der Körperfunktionen beobachtet wird. 

Fest steht andererseits, dass auch demenzkranke Menschen Nähe, Vertrauen und Intimität wahrnehmen und wertschätzen. Sie sollten daher bis zum Schluss nach bestem Wissen und Gewissen betreut und begleitet werden. Vielleicht ist es für Demenzpatienten sogar „einfacher“ dem Tod zu begegnen, weil sie den Prozess des Sterbens nicht in vollem Bewusstsein miterleben oder reflektieren können.

Von daher gelten besonders der körperliche Kontakt und das Schaffen einer angenehmen Atmosphäre als wichtige Maßgaben für die Sterbebegleitung.

Was bedeutet Trauerbegleitung?

Trauerbegleiter geben einen sicheren Rahmen zum Wahrnehmen von Gefühlen, für Abschiedsrituale, Gespräche und individuelle Ausdrucksformen der Trauer. Die Begleitung kann für einzelne Personen oder in der Familie oder Gruppen stattfinden.
 

Frau trauert in der Natur

Welche Gefühle sind mit Trauer verbunden?

  • Verlassenheit
  • Einsamkeit
  • Hilflosigkeit
  • Beklemmung
  • Wut
  • Angst
  • Zorn

Welche körperlichen Symptome können bei Trauer auftreten?

  • Innere Unruhe
  • Schlaflosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Appetitmangel oder Heißhunger
  • Depressive Verstimmungen

Mit der Trauer leben

Wenn plötzlich ein geliebter Mensch stirbt, ändert sich für Angehörige das Leben auf eine schmerzliche Art und Weise. Außenstehende können manchmal kaum nachvollziehen, was Menschen, die einen Verlust erlitten haben, durchmachen. Doch für die meisten Trauernden geht das Leben irgendwie weiter. Allerdings findet nicht jeder von alleine zurück ins Leben. Psychologen und Trauerbegleiter  können Betroffenen dabei helfen, einen gesunden Umgang mit dem erlittenen Verlust zu finden. Trauerbegleitungen werden als Einzel- und als Gruppengespräche angeboten. Auch Hospizdienste bieten Trauernden ihre Hilfe in vielfältiger Form durch geschulte Trauerbegleiter an: als Einzelbegleitung, als offene oder geschlossene Trauergruppe oder als Trauercafé.

Wichtig ist, dass man sich nicht scheut, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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