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Sucht am Arbeitsplatz - Betroffener versucht seine Gedanken zu ordnen

Sucht am Arbeitsplatz – Wege aus der Abhängigkeit

Leistungsdruck bei der Arbeit kann bei einigen Menschen Suchtprobleme auslösen. Mit Alkohol, Aufputschmittel oder Drogen wird versucht dem Druck standzuhalten. Sucht ist eine Krankheit, die man erfolgreich behandeln kann. Wir zeigen den Weg aus der Abhängigkeit.

Die Forschung hat gute Nachrichten für Menschen, die in Abhängigkeit von Suchtmitteln geraten sind. Sucht gilt heute als chronische Erkrankung, die man erfolgreich behandeln und heilen kann. Es gibt ein Entkommen aus dem Teufelskreis. Hinschauen und handeln ist der erste Ratschlag für Betroffene und ihre Kollegen am Arbeitsplatz.

Eine Erkrankung, die man heilen kann

Endlich wieder richtig leben!“  Betroffene, die zurückgekehrt sind aus der Flucht in die Abhängigkeit, berichten von großen Glücksgefühlen, die den Verzicht bei weitem überwiegen. Die Krankheit der Sucht kann jeden treffen. Mit Hilfe kann sich jeder davon befreien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert mit Nachdruck, dass Abhängigkeit nicht länger mit Willens- oder Charakterschwäche verknüpft wird. Die Forschung hat bereits seit den 80er-Jahren erkannt, dass viele Faktoren zusammenwirken, wenn es zu einem Suchtproblem kommt. Konstitution und Lebensstil tragen zur Entstehung bei: Biologische Phänomene wirken mit sozialen Einflüssen zusammen, meist kommen psychische Belastungen dazu. Rückfälle geschehen nicht aus Willensschwäche, sondern aus anhaltenden Fehlfunktionen im Gehirn. Als chronische Krankheit ist Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen eine schwere Erkrankung -  aber auch erfolgreich zu behandeln. Das zu wissen, ist die erste Voraussetzung, um dem Teufelskreis aus Scham und Sucht zu entkommen.

Starthilfe von Kollegen, Arbeitgeber, Familie und Freunden

Das familiäre aber auch das berufliche Umfeld hat oft Anteil an der Entstehung, aber auch an der Heilung der Suchterkrankung. Abhängige sind auf Verständnis ihrer Umgebung angewiesen. Auch Kollegen sind aufgerufen, Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten und anderen Drogen nicht stillschweigend zu dulden, sondern das Gespräch zu suchen. Arbeitgeber und Führungskräfte haben sogar eine gesetzliche Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern. Hier hat sich zum Glück viel verändert in den vergangenen Jahren. Statt Abmahnung und Kündigung haben Vorgesetzte heute sensible Mittel an der Hand. Es gibt Programme zur betrieblichen Suchtprävention und gute Informationen.

Was tun, wenn Sie Sucht beobachten?

Handeln! Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen rät:

  • Betroffene ansprechen - je früher, desto besser - in einem geschützten Raum und nicht vor Anderen
  • Statt Vorwürfen sachlich konkrete Beobachtungen mitteilen
  • Hilfsbereitschaft signalisieren
  • Klar machen, dass es so nicht weitergeht
  • Auf Hilfsangebote von Suchtberatungsstellen hinweisen
  • Wenn das Gespräch nichts bewirkt, den Chef einweihen

In vier Schritten auf den Weg aus der Sucht

Jede Therapie ist an die Art des Suchtstoffs, an das Stadium und an die Schwere der Erkrankung angepasst. Meist ist absolute Enthaltsamkeit das Therapieziel. Nie wieder! Das ist für viele Abhängige eine zu hohe Hürde. Neue Leitlinien wie zum Beispiel in der Therapie der Alkoholabhängigkeit lassen nun auch das Behandlungsziel zu, den Konsum zu reduzieren: Kontrolliertes Trinken gehört in den Niederlanden und in Großbritannien bereits zur Standardbehandlung der Sucht. In Einzelgesprächen, Gruppen oder auf sich gestellt kann man in zehn Sitzungen lernen, das eigene Verhalten zu verbessern. Zehn bis 30 Prozent der Teilnehmer sind erfolgreich dabei.

Die klassische Therapie läuft in vier Schritten ab, die teils ambulant, teils in speziellen Kliniken aus der Abhängigkeit führen; der Start findet idealerweise beim Hausarzt des Vertrauens statt. 

  • Kontakt– und Motivationsphase (ambulant) 
  • Entgiftungsphase und körperlicher Entzug (Klinik) 
  • Entwöhnungsbehandlung für ein Leben ohne Droge (Klinik) 
  • Nachsorge- und Rehabilitationsphase (Klinik und ambulant)

Verstehen, wie es vom Genuss zur Abhängigkeit kommt

Das Verhängnis beginnt dort, wo der Mensch auch für seine positiven Entwicklungen lernt: Das Belohnungssystem im Gehirn meldet Wohlbefinden und merkt sich den Reiz, der zu diesem angenehmen Zustand führt. Suchtstoffe wie Alkohol, Beruhigungs- oder Aufputschmittel und andere Drogen wie auch Tabak führen zu einer sehr hohen Ausschüttung der sogenannten Glückshormone. Schwächere Reize können nicht mehr mithalten; der Körper verlangt mehr und mehr von der wirkungsstarken Substanz, um wieder zur Zufriedenheit zu gelangen. Da ist der Mensch schon mitten drin in der Suchtspirale.

Ausgerechnet am Arbeitsplatz?

Stress spielt als Einstiegsfaktor in die Sucht eine große Rolle: Angst und Nervosität werden erfolgreich überspielt und betäubt. Eine regelmäßige Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin berichtet, dass sich neun von zehn Arbeitnehmern überfordert fühlen. Jeder fünfte bis zehnte Mitarbeiter in den Unternehmen reagiert darauf mit riskantem Konsum von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen, schätzt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.

Eine große Analyse europäischer Arbeits- und Lebensgewohnheiten im British Medical Journal beweist: Menschen, die 48 Stunden und mehr in der Woche arbeiten, trinken im Durchschnitt 13 Prozent mehr Alkohol als solche, die es bei 35 bis 40 Stunden gut sein lassen.

Auch andere riskante Gewohnheiten kommen mit zunehmendem Stress auf. In einer Handelsblatt-Umfrage 2015 räumten sieben Prozent der anonym befragten Führungskräfte ein, dass sie regelmäßig Medikamente zur Leistungssteigerung nehmen. Am häufigsten kommt z.B. Retalin zum Einsatz, die eigentlich zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen und Konzentrationsschwäche (ADS) bei Kindern bestimmt ist.

Noch weitaus gefährlicher ist die „Droge der Jobdoper". So nennt das Personalmagazin die Substanz Methamphetamin, besser bekannt als Crystal Meth. Dieses Aufputschmittel ist keineswegs nur in kriminellen Kreisen verbreitet, sondern erlebt „einen Aufschwung als Droge der Workoholics“ (Heinz Kowalski, Berater für Betriebliches Gesundheitsmanagement).

Die legalen Drogen sind am gefährlichsten

„Das Hauptproblem ist Alkohol, gefolgt von Medikamenten", sagt Rolf Hüllinghorst, Sachberater Alkoholpolitik der Guttempler Deutschland, einer internationalen Gemeinschaft, die sich für ein Leben ohne Drogen engagiert. Im Gegensatz zu den Drogen im landläufigen Verständnis ist Alkohol gesellschaftsfähig: 96,4 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken Alkohol. Mindestens 1,4 Millionen Menschen sind nach Schätzungen der Bundesärztekammer süchtig nach Medikamenten, zwei Dritte davon Frauen.

Frauen sind heute ebenso gefährdet wie Männer: „Es ist interessant, dass die negativen Folgen exzessiver Arbeitswut unabhängig von Geschlecht, Alter oder Klasse sind", sagt Prof. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum. Vor Jahren hatte schon eine Untersuchung unter Verwaltungsangestellten in London gezeigt, dass Alkoholkonsum bei Frauen mit steigender Qualifikation zunimmt. „Alkohol betäubt schnell wirksam und verfügbar die Pein, die der Job mit sich bringt, und dämpft den Übergang vom Arbeits- zum Privatleben", erklärt die Soziologin Cassandra Okechukwu. Das ist der Effekt, der als Entspannung beim Feierabend-Drink geschätzt wird. 

Die Liste der Folgen ist lang. Auf der einen Seite steht der volkswirtschaftliche Schaden: Suchtkranke fehlen bis zu 15 Mal häufiger am Arbeitsplatz, Alkohol aber auch andere Drogen beinträchtigen die Arbeitsfähigkeit gravierend und die Unfallgefahr ist hoch. Die Kosten werden auf rund 30 Milliarden Euro jährlich geschätzt (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen). Schwerer noch wiegen die Schäden am Betroffenen und den Menschen, die ihm nahestehen.

Sucht macht die ganze Familie krank

Co-Abhängigkeit nennt man die tragische Verstrickung, in der Partner, Familienmitglieder oder Freunde dem Alkoholiker unbewusst die heimliche Sucht ermöglichen. Sie verharmlosen den Alkoholkonsum, ersparen dem Kranken Konsequenzen und werden dabei nicht selten selbst krank. Das Zusammenleben mit Menschen, die unter Stimmungsschwankungen bis hin zu Gewaltausbrüchen leiden, ist für die Familien sehr schwierig. Etwa acht Millionen Angehörige haben selbst Bedarf an Hilfe (Quelle: Guttempler).

Jedes sechste Kind in Deutschland hat suchtkranke Eltern, rund zweieinhalb Millionen gehen mit einer schweren Hypothek ins Leben, sagt die NACOA Interessenvertretung für Kinder in Deutschland, die in Familien mit abhängigen Eltern leben: „Nur etwa ein Drittel von ihnen kommt mehr oder weniger unbeschadet davon, ein Drittel entwickelt psychische oder soziale Störungen, ein Drittel wird im Erwachsenenalter selbst abhängig.“ Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche gibt es  von KidKit und von NACOA Deutschland. Außerdem engagieren sich Netzwerkprojekte wie Schulterschluss Bayern und Connect Hamburg.

Was Kindern die größte Chance bietet: Wenn Eltern sich zum Ausstieg aus der Abhängigkeit entschließen und sich so professionell helfen lassen, dass es auch gelingt. Ohne helfende Hand lässt sich der Teufelskreis in der Regel nicht durchbrechen. Zahlreiche Beratungsstellen, Fachkliniken, Rehakliniken oder auch Selbsthilfegruppen stehen zur Auswahl.

Ihr Vorteil bei Suchtproblemen als Kunde von AXA
 

Die Gewissheit, in guten Händen zu sein – mit dem gesundheitsservice360° von AXA

Mit dem gesundheitsservice360° unterstützen wir Sie als Vollversicherter unserer privaten Krankenversicherung kostenfrei in allen Bereichen rund um Ihre Gesundheit. Von Prävention über Krankheitsunterstützung, bis hin zu weitergehenden Services. Wir sind für Sie da, damit Sie schon bald sagen können: „Ich fühl mich besser.“
 

 
Auch bei Suchtproblemen bieten wir eine spezielle Patientenbegleitung für betroffene Versicherte und deren Angehörige an. Bei Suchterkrankungen sowie psychiatrischen Erkrankungen profitieren Sie unter anderem durch:

  • einen persönlichen Gesundheitsberater bei allen Fragen rund um das Krankheitsbild
  • einer umfassenden Begleitung während der ambulanten Behandlung (inklusive Vermittlung von Fachärzten), dem stationären Aufenthalt und bei der Nachsorge
  • Unterstützung bei der stationären Entlassungsplanung
  • Vermittlung von Therapieplätzen bei einem Psychotherapeuten nach maximal 10 Werktagen
  • einer engen Zusammenarbeit mit führenden Fachkliniken

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