Vorsorgeuntersuchungen
Gesundheitsvorsorge ist eine Aufgabe für alle
In Umfragen gibt rund die Hälfte der Befragten an, ungefähr einmal im Jahr zu einer Vorsorgeuntersuchung zu gehen. In Wirklichkeit machen nur etwa 30 Prozent der Deutschen regelmäßig von den Angeboten der Vorsorge Gebrauch. Vor allem Männer lehnen die Prävention kategorisch ab: 61 Prozent gehen nach eigener Aussage nur zum Arzt, wenn sie krank sind. Jetzt setzt sich die Bundesregierung mit einem neuen Präventionsgesetz für eine Weiterentwicklung von Vorsorge und Früherkennung ein und macht sich für mehr Motivation zur Gesundheitsförderung stark.
Vorsorge und Früherkennung im Überblick
Zweifellos haben Vorsorge und Früherkennung viel vom medizinischen Fortschritt profitiert. Aber immer noch gilt: Der Arzt und der gesunde Menschenverstand sind bessere Berater als die Angst.
Vor- & Nachteile der Früherkennungsuntersuchungen
„Vorbeugen ist besser als heilen“. Was Hippokrates sagte, ist immer noch gültig. In diesem Sinne sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig, wenn sie helfen, Risikofaktoren (z.B. erhöhten Blutdruck) oder Vorstufen einer Erkrankung (z.B. Zellveränderungen oder Polypen im Darm) zu erkennen und zu beeinflussen. Vorsorge kann Krankheiten verhindern. Früherkennungsuntersuchungen (in der Fachsprache häufig Screening, engl. durchsieben, genannt) haben dagegen das Ziel, Krankheiten in einem frühen Stadium zu entdecken, in dem sie noch keine Beschwerden verursachen. Der Vorteil von Früherkennungsuntersuchungen liegt also darin, dass frühzeitige Behandlungen zu besseren Ergebnissen führen als spätere Behandlungen.
Aber es gibt auch Nachteile: Viele Menschen lassen sich behandeln, bei denen sich keine Krankheit entwickelt hätte. Viele Krankheitsvorstufen entwickeln sich nicht weiter oder können sich sogar von selbst zurückbilden. Die seelische Belastung überwiegt manchmal den medizinischen Nutzen. Außerdem bringen zahlreiche Untersuchungen auch Risiken mit sich: Bei einer Computertomographie der Lunge beispielsweise ist das Risiko nachgewiesen, der Nutzen hingegen nicht und auch eine Darmspiegelung birgt ein gewisses Verletzungsrisiko.
Es werden immer mehr Früherkennungsuntersuchungen angeboten. Viele haben sich als sinnvoll erwiesen, einige sind umstritten. Auf jeden Fall sollte jede Untersuchung auf ihre Vor- und Nachteile überprüft werden.
Es gibt drei Anhaltspunkte für den Nutzen einer Früherkennungsuntersuchung, in die auch die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO einfließen:
Vorsorgeuntersuchungen für jedes Alter
Eine Übersicht der gesetzlich geregelten Ansprüche auf Vorsorge und Früherkennung:
Bis 20: gesunde Entwicklung für Körper und Seele
In den ersten sechs Lebensjahren stehen insgesamt zehn Untersuchungen und mehrere Regelimpfungen auf dem Programm. Für Jugendliche zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr werden weitere Untersuchungen zum Check der körperlichen Verfassung und seelischen Entwicklung angeboten (Jugendgesundheitsuntersuchung).
Mädchen von 12-17 Jahren können sich nach einer ärztlichen Beratung für die Schutzimpfung gegen Gebärmutterhalskrebs (HPV-Impfung) entscheiden.
Bis 30: erste Krebs-Früherkennung und Test für Mütter in spe
Ab Beginn des 20. Lebensjahres haben Frauen Anspruch auf eine jährliche Untersuchung zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs.
Bis zum 25. Lebensjahr gehört dazu das Chlamydien-Screening: Die Infektion mit den Chlamydia-Bakterien verursacht meist keine Beschwerden, gehört aber zu den weltweit häufigsten, sexuell übertragbaren Erkrankungen und kann zu Unfruchtbarkeit, Schwangerschaftskomplikationen und Infektionen von Neugeborenen führen.
Ab 40: Jetzt geht es um Prostata und Darmgesundheit
Ab 45 Jahren haben Männer einen jährlichen Anspruch auf eine Untersuchung zur Früherkennung von Krebserkrankungen der äußeren Geschlechtsorgane, der Prostata und des Darmausgangs
Im Alter von 50-54 Jahren wird zur Früherkennung von Darmkrebs eine jährliche Tastuntersuchung und der Schnelltest auf okkultes (verborgenes) Blut im Stuhl empfohlen.
Ab 50: Mammographie und Koloskopie
Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland ein gesetzliches Früherkennungsprogramm für Brustkrebs. Die Einladung zum Mammographie-Screening richtet sich an gesunde Frauen in der Altersgruppe zwischen 50 und 69, weil das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erst in dieser Altersgruppe steigt. Bei jüngeren Frauen ist zudem das Risiko durch die Strahlenbelastung des Brustgewebes höher. Mammografie gilt als die derzeit beste Methode, um auch sehr kleine, noch nicht tastbare Knötchen oder sogenannten Mikrokalk – oft ein Vorstadium von Brustkrebs – zu erkennen.
Ab 55 Jahren besteht ein Anspruch auf insgesamt zwei Darmspiegelungen. Die Koloskopie untersucht den Dickdarm mit Hilfe einer Kamera und hat sich als sicherste Methode zur Früherkennung von Darmkrebs bewährt.
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Was Sorgen erleichtern kann und dem Wohlbefinden dient
Übersicht über die wichtigsten Zusatzleistungen für Menschen mit persönlichem und familienbedingtem Risiko (die in der Regel nicht im Versicherungsschutz enthalten sind) und die Lebensqualitäts- und Komfortuntersuchungen (die nicht im Versicherungsschutz enthalten sind). Am besten sprechen Sie hierzu mit Ihrem Hausarzt, um zu erfahren, welche Ärzte diese Untersuchungen anbieten.
Welche Zusatzleistungen für Menschen mit persönlichem und familienbedingtem Risiko gibt es?
- CT-Raucher-Screening: Bei deutlich erhöhtem Lungenkrebsrisiko kann das Lungenscreening besser als konventionell Röntgenaufnahmen feststellen, ob und wie stark Lunge und Bronchien geschädigt sind.
- Demenztest: Grundsätzlich gilt die Alzheimer-Krankheit bei Angehörigen ersten Grades als Risikofaktor. Psychometrische Tests können Alzheimer nachweisen, Verlauf und Schweregrad festhalten aber vor allem auch den Krankheitsverdacht Demenz ausschließen – und damit große Sorge von Menschen nehmen.
- Glaukom-Check: Vieles spricht dafür, dass die Veranlagung für grünen Star vererbt wird. Bei einer entsprechenden Familiengeschichte empfehlen Ärzte die Messung des Augeninnendrucks ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre.
- Lungenfunktionstest: Zahlreiche Erkrankungen der Atemwege verlaufen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ohne Anzeichen oder Beschwerden und bleiben daher unerkannt. Ein Beispiel hierfür ist das Lungenemphysem, eine Erweiterung der Atemwege. Genetische Faktoren und persönliche Risiken wie Rauchen, aber auch Extremsport und Hochgebirgstouren spielen dabei eine Rolle.
- Osteoporose-Check: Frauen über 50 mit Untergewicht gehören zur Risikogruppe. Zu den Warnzeichen gehören aber auch Osteoporose-Erkrankungen in der direkten weiblichen Familienlinie.
- PSA-Test: Der Test auf das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist umstritten. Bisher fehlt der Beleg, dass die Untersuchung nicht nur Beunruhigung und eventuell unnötige Behandlungen nach sich zieht. Daher ist der Test zurzeit nicht Bestandteil des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms.
- Schlaganfall-Vorsorge: Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko einer Verengung der hirnversorgenden Schlagadern an. Für Menschen aus Risikogruppen wie beispielsweise bei familiärer Häufung, Rauchern, Fettstoffwechselstörungen oder Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) kann eine rechtzeitige vorsorgliche Untersuchung sinnvoll sein. Per Ultraschall kann der Arzt die Beschaffenheit der Blutgefäße und den Blutfluss in den Gefäßen beurteilen.
- Schilddrüsendiagnostik: Schilddrüsenunterfunktion scheint genetisch bedingt zu sein, 75 Prozent der Patienten sind Frauen. Bei Schilddrüsenproblemen in der Familie kann ab 35 alle zwei Jahre eine Untersuchung angesagt sein.
- ThinPrepPap: Der verfeinerte Krebsabstrich gilt als Verbesserung des Standardtests, der bereits vor 50 Jahren entwickelt wurde. Mediziner halten seine Resultate für verlässlicher als die des herkömmlichen Abstrichs.
- Vaginaler Ultraschall: wichtig bei Gebärmutterkrebsrisiko in der Familie
- Venenscreening: Krampfadern sind nicht nur ein Schönheitsmakel, sondern können, wenn sie nicht behandelt werden, Venenentzündungen, Beingeschwüre oder Thrombosen verursachen. Gefährdet sind zu 90 Prozent Menschen mit erblich bedingter Bindegewebsschwäche.
- Videodermatoskopie: Viele Hautärzte raten über die Hautkrebskontrolle mit bloßem Auge hinaus zu einer Videoaufnahme der Haut. Von einer Videodermatoskopie profitieren Menschen mit hohem Risiko. Dazu zählen solche, die einen Hautkrebsfall in der Verwandtschaft hatten, sich oft im Freien aufhalten oder mehr als fünfzig Muttermale aufweisen.
Welche Lebensqualitäts- und Komfortuntersuchungen gibt es?
- Kleiner Hormonstatus: Als Bestandteil der Anti-aging-Medizin kann die Bestimmung des Hormonprofils bei Frauen ab 45 Jahren und bei Männern um 55 zu ausgleichenden Behandlungen führen, die Befinden und Lebensqualität steigern können.
- Lifestyle-Check: Untersuchungen von Ausdauer, Beweglichkeit und Kraft können mit die mit der individuellen Lebensführung verbundenen Gesundheitsrisiken aufdecken, um frühzeitig gegen zu steuern.
- Manager Check-up: Zahlreiche Kliniken und Spezialpraxen bieten eine medizinische Untersuchung an, die auf Führungskräfte und Verantwortungsträge ausgerichtet ist. Der Check-up umfasst in der Regel neben der Untersuchung eine Beratung für einen langfristig gesunden Lebensstil.
- Sono-Check: Für Menschen, die sich nicht der Strahlenbelastung beim Röntgen aussetzen wollen, ist die Sonographie, d.h. Ultraschalluntersuchung eine Alternative. Der sonographische Check-up der Organe beurteilt beispielsweise Leber, Bauchspeicheldrüse, Milz, Nieren und Lymphknoten, um Tumore auszuschließen und Entzündungen festzustellen.
- Sportmedizinischer Check: Die ärztliche Vorsorgeuntersuchung hilft Neu- und Wiedereinsteigern in den Sport, die geeignete Sportart und das optimale Trainingspensum zu finden.
- Virtuelle Koloskopie: Die komfortable Alternative zur Darmspiegelung liefert mit einem computergestützten HighTech-Verfahren aussagekräftige Ergebnisse ohne Einführung eines Endoskops.
Gesundheitsvorsorge verstehen
Ist Gesundheitsvorsorge eine Erfindung der Moderne?
Wie wichtig ist die Gesundheitsprävention?
Neben umfangreichen gesundheitsfördernden Maßnahmen sieht das Gesetz konkret vor, dass die Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterentwickelt werden. „Künftig soll ein stärkeres Augenmerk auf individuelle Belastungen und auf Risikofaktoren für das Entstehen von Krankheiten gelegt werden.“ Menschen mit besonderen Risiken sollen gezielt geeignete Präventionsangebote empfohlen werden.
Wie viel Gesundheitsvorsorge ist gut?
Vorsorgeuntersuchungskosten: Was zahlt die private Krankenversicherung?
Gute Aussichten fürs Gesundheitsbewusstsein
Es macht Sinn, die Vorteile zu nutzen, die hierzulande zur Verfügung stehen. Die Gesundheitsuntersuchung kann beispielsweise frühzeitig Probleme erkennen, obwohl sie noch keine Beschwerden verursachen: Bestes Beispiel ist der gefährliche Bluthochdruck, der meist zufällig entdeckt wird. Wer aktiv auf Arzt und Versicherung zugeht und Rechte in Anspruch nimmt, ist einen Schritt voraus.
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