AXA Studie: Die unsichtbare dritte Welle – Corona nimmt Einfluss auf die Psyche
06.10.2020
- AXA hat im Rahmen einer repräsentativen Studie anlässlich des World Mental Health Day am 10. Oktober die Auswirkungen der Corona-Krise auf die psychische Gesundheit untersucht.
- Psychische Belastungen nehmen in der Krise messbar zu. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Betroffenheit.
- Introvertierte Personen sind krisenfester als Extrovertierte.
- Verantwortung für andere Personen führt zu größerem Optimismus und Resilienz.
- Generation Z beschäftigt sich seit der Krise vermehrt mit der eigenen psychischen Gesundheit.
Das mentale Wohlbefinden ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit sind weit verbreitet und reichen von leichten Störungen des Wohlbefindens bis zu schweren psychischen Erkrankungen.
Die Corona-Pandemie und damit einhergehende Maßnahmen zur Eindämmung des Virus haben unseren Alltag nachhaltig verändert und schränken unsere täglichen Routinen sowie soziale Kontakte stark ein. Damit birgt die Corona-Krise zusätzliche Risikofaktoren für psychische Beschwerden. Bedürfnisse, die zu einer ausgeglichenen Psyche beitragen wie Nähe, Bewegung und Kommunikation werden untergeordnet. Was kurzfristig sinnvoll ist, kann aber mittel- bis langfristig schwerwiegende Folgen für die Gesundheit – sowohl die körperliche als auch die mentale – haben.
„Physische und psychische Gesundheit lassen sich nicht voneinander trennen, sondern bedingen sich gegenseitig. Ein ganzheitlicher Ansatz zur Gesundheitsversorgung muss beide Aspekte beinhalten“, betont Alexander Vollert, CEO der AXA Konzern AG.
Bislang konzentriert sich der öffentliche Diskurs überwiegend auf die körperlichen Gefahren und Folgen der Pandemie.
Vor diesem Hintergrund hat AXA eine europaweite Studie durchgeführt, die das mentale Wohlbefinden und die Psyche der Menschen in der Corona-Krise untersucht. Mit dem Mental Health Report möchte AXA für das zunehmende Risiko auftretender psychischer Krankheiten während der Corona-Krise sensibilisieren und mögliche Lösungsansätze für Betroffene anbieten.
Unterschiedliche Betroffenheit birgt Spaltungspotential
Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass eine Pandemie alle Menschen gleichermaßen trifft. Die Einschränkungen der Corona-Krise jedoch zeigen, dass bestehende Unterschiede verstärkt werden und soziodemografische Gruppen auf unterschiedliche Weise treffen: Junge Menschen sind in ihrer Freizeitgestaltung stärker eingeschränkt als Ältere, Menschen mittleren Alters besonders stark von einem sicheren Einkommen abhängig und Frauen tendenziell stärker von der Doppelbelastung durch Kindergarten- und Schulschließungen betroffen. Auch Menschen mit psychischen Vorerkrankungen sind in der Krise stärker gefährdet.
„Die Auswirkungen der Krise treffen die Menschen in Deutschland unterschiedlich stark. Corona wirkt wie ein Katalysator für Unterschiede in der Gesellschaft“, verdeutlicht Alexander Vollert, CEO der AXA Konzern AG.
Erwartungsgemäß haben Personen mit psychischen Problemen deutlich mehr mit der Corona-Krise zu kämpfen. Ernsthaft psychisch Erkrankte hatten drei Mal häufiger (45 Prozent) das Gefühl, in der Corona-Krise die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben. Unter den Befragten ohne psychische Vorerkrankungen stimmten dieser Aussage 15 Prozent zu.
Insbesondere junge Erwachsene setzen sich in der Corona-Krise stärker mit dem eigenen mentalen Wohlbefinden auseinander: Knapp die Hälfte (45 Prozent) der 18 bis 24-Jährigen beschäftigt sich mehr oder deutlich mehr mit der eigenen Psyche. Unter den 25 bis 34-Jährigen sind es 40 Prozent und bei den 35 bis 44-Jährigen auch noch über ein Drittel (38 Prozent).
Introvertierte Menschen kommen besser durch die Krise
Verstärkt entscheiden Charakter und Temperament darüber, wie der Einzelne durch die aktuelle Krise steuert. Vor allem Personen, die u.a. vermehrt extrovertiert, höheren Alters sind und innerhalb der Corona-Zeit Beziehungskrisen durchlebten, leiden unter einer Verschlechterung ihres mentalen Wohlbefindens.
In der Folge zeigen sich individuelle Unterschiede bei der Krisen- und Problembewältigung: einerseits geprägt von Ablenkung und Verdrängung, andererseits vom ständigen Wunsch nach Konfrontation mit der Corona-Krise über Nachrichtendienste. Rund ein Drittel (29 Prozent) gibt an, während der Corona-Krise mehrmals am Tag TV oder Streamingdienste zu konsumieren. Vor der Corona-Krise gab dies nur rund jeder Fünfte (19 Prozent) an. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Befragten ist während der Corona-Krise mehrmals täglich in Sozialen Medien aktiv. Vor der Krise gaben dies 21 Prozent an. Besonders Nachrichtendienste werden verstärkt in Anspruch genommen. Eine deutliche Mehrheit (59 Prozent) gibt an, sich während der Corona-Krise mehrfach täglich Informationen über Newsportale und/oder Zeitungen einzuholen. Der Wunsch, immer auf dem neuesten Stand zu sein, stieg damit um 16 Prozent im Vergleich zu vor der Corona-Krise (42 Prozent).
Wer sich um andere kümmert, blickt optimistischer in die Zukunft
Menschen, die während der Krise Verantwortung für andere Personen im familiären Umfeld tragen (z.B. Kinder oder ältere Menschen), sehen der Zukunft positiver entgegen (76 Prozent der „Kümmerer“ gegenüber 63 Prozent unter den “Nicht-Kümmerern”). Und dies obwohl sich ihre psychische Verfassung während der Krise vermehrt verschlechtert hat (34 Prozent der „Kümmerer“ gegenüber 27 Prozent unter den “Nicht-Kümmerern”). Sie bleiben nicht nur optimistisch, sondern messen der Corona-Krise auch weniger Gewicht bei: Die deutliche Mehrheit (72 Prozent) gibt an, schon mit schlimmeren Situationen für das eigene psychische Wohlbefinden konfrontiert gewesen zu sein. Unter den Nicht-Kümmerern vertreten dies weitaus weniger (61 Prozent). Die Gruppe der „Kümmerer“ schafft es außerdem, etwas Positives für sich aus der Krise zu gewinnen: rund die Hälfte (48 Prozent) gibt an, die Krise habe geholfen herauszufinden, was man im Leben wolle. Unter den “Nicht-Kümmerern” sind es nur rund halb so viele (27 Prozent).
Digitale Hilfen sind verfügbar, aber noch zu wenig bekannt
Die Corona-Krise beschleunigt die digitale Transformation und führt durch Social Distancing, Homeoffice und Homeschooling zu einer stärkeren Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten. Auch im Gesundheitswesen schreitet der Ausbau digitaler Angebote, die schnell und unkompliziert helfen, schnell voran. Die verstärkte Beschäftigung mit der eigenen Psyche führt zudem aktuell zu einer Entstigmatisierung des Krankheitsbilds. Begreift man die Krise an dieser Stelle als Chance, kann betroffenen Menschen mit digitalen Hilfsangeboten schnell und zu jeder Zeit, an jedem Ort im Ernstfall geholfen werden.
„Wir sollten die aktuelle Krise als Chance für einen offeneren Umgang mit psychischen Problemen verstehen. Die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen ist vorhanden. Digitale Angebote sind zwingender Teil einer modernen Gesundheitsversorgung“ unterstreicht Thilo Schumacher, Vorstand Personenversicherung bei AXA in Deutschland.
Die Mehrheit der Befragten (73 Prozent) denkt, dass sie im Bedarfsfall wüsste, wo Hilfe zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens zu finden ist. Rund die Hälfte (47 Prozent) der Befragten gibt jedoch an, noch nie von Möglichkeiten einer professionellen Online-Hilfe bei mentaler Belastung gehört zu haben. Die andere Hälfte (46 Prozent) hat zwar von Online-Hilfen gehört, diese aber noch nie genutzt. Hier zeigen sich jedoch auch deutliche Unterschiede zwischen Jung und Alt: In der Altersgruppe über 55 gab knapp die Hälfte (47 Prozent) an, keine Kenntnis über digitale Angebote zu haben. Unter den 18 bis 24-Jährigen waren es hingegen rund ein Drittel (38 Prozent). Die höhere Affinität zu Online-Hilfen der jungen Erwachsenen kann in der Corona-Krise dem ohnehin schon überlasteten Gesundheitssystem Abhilfe verschaffen. Werden frühzeitig, bei noch leichten psychischen Erkrankungen, Online-Angebote genutzt, kann so langfristigen, schweren Erkrankungen vorgebeugt werden.
Deutsche laut eigener Aussage schon vor Corona Spitzenreiter bei ernsthaften psychischen Erkrankungen
Bereits vor der Corona-Pandemie nahmen die Deutschen in Punkto psychischer Erkrankungen eine Spitzenposition im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ein. So gab mehr als jeder Zehnte (12 Prozent) an, in der Vergangenheit ernsthaft psychisch erkrankt gewesen zu sein. Deutschland hat damit doppelt so viele Angaben zu ernsthafte Krankheitsfälle als der Durchschnitt (7 Prozent). In anderen Ländern hingegen spiegelten sich im Gefühl der Bewohner deutlicher die strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und ein höheres Ausmaß an Krankheitsfällen. Während in Deutschland ein Viertel (25 Prozent) im Befragungszeitraum Juni angab, das Gefühl zu haben, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben, stimmten in Belgien (45 Prozent) und Frankreich (43 Prozent) knapp die Hälfte der Aussage zu. Spitzenreiter in Sachen Kontrollverlust ist Italien. Hier lag die Zustimmung bei 57 Prozent. Der Durchschnitt der befragten europäischen Länder liegt bei 42 Prozent.
Über die Studie:
Für den Mental Health Report hat das internationale Marktforschungsinstitut InSites Consulting im Auftrag von AXA im Juni 2020 1.000 Personen in Deutschland repräsentativ online befragt. Die Studie ermittelt eine Reihe von Hypothesen über die potenziellen positiven Auswirkungen der Corona-Krise. Darüber hinaus sensibilisiert der Mental Health Report für mögliche Risiken der mentalen Gesundheit im Allgemeinen sowie im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Die Befragung fand im Rahmen einer europaweiten Studie in sieben Ländern statt.
Weitere Studienergebnisse sowie Bildmaterial zur lizenzfreien Verwendung finden Sie hier.
Services von AXA:
Mit meine-gesunde-seele.de hat AXA im Rahmen des gesundheitsservice360° für seine Kunden ein Portal geschaffen, auf dem zahlreiche Services und Informationen rund um psychische Belastungen gebündelt sind. Auch zur Bewältigung aller persönlichen Einschränkungen durch die Corona-Krise hilft ein Leitfaden, den Tag zu strukturieren und Abläufe an die neue Situation anzupassen. Mit den Unterstützungsprogrammen von Novego hilft AXA seinen Kunden, die Stress vorbeugen möchten oder unter Depressionen, Ängsten und Burnout leiden. In Zusammenarbeit mit IVPNetworks GmbH werden Online-Sprechstunden mit psychotherapeutischem Fachpersonal angeboten. Über die digitale Unterstützung hinaus bietet AXA im Rahmen des gesundheitsservice360° weitere Services zur persönlichen Begleitung von Kunden mit psychischen Problemen.
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